Aikido-Training - T'ai Chi Ch'uan (Yang-Stil) in Lübeck und klassisches Aikido

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Aikido-Training

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Das Aikido-Training

 

Aikido will nicht studiert,
sondern praktiziert werden!


Da das Aikido eine bewegungsreiche Sportart ist, die alle Forderungen nach Beidseitigkeit und Ganzkörperarbeit erfüllt, kommt ihm in unserer hochtechnisierten, Bewegungsarmut fördernden Welt besondere Bedeutung zu. Es erhält aber nicht nur den Körper gesund, sondern strebt auch weit darüber hinausführende Ziele an:



Die Unterrichtsmethode ist einfach und unmittelbar. Der Aikidoka übt die vom Lehrer gezeigten Elemente und Techniken ausdauernd und intensiv, bis sein Körper durch Erfahrung zur intuitiven Aktion fähig ist. Der Fortschritt zeigt sich in einer zunehmenden körperlichen und geistig-seelischen Gelöstheit.
In der Regel trainieren die Schüler mit ihrem – meist ranggleichen – Partner alle Techniken beidseitig. Nach jeweils vier Ausführungen wechselt die Rolle zwischen dem Verteidiger (Nage) und dem Angreifer (Uke). Zur Steigerung der Sicherheit und zur Kontrolle des eigenen Leistungsvermögens werden jedoch auch Partnerwechsel durchgeführt, die keinen Einschränkungen (Alter, Geschlecht, Aikido-Grad, physische Konstitution) unterliegen. Die Ausübenden sind entsprechend dem Wesen des Aikido zur Kooperation und Rücksichtnahme verpflichtet. Daher und wegen der fehlenden kämpferischen Inhalte sind auch bei dieser nützlichen Form des »körperlichen Dialogs« keine Verletzungen durch Überforderung des schwächeren Partners zu erwarten.
Ein guter Lehrer wendet sich allen Schülern unabhängig von ihrem Grad oder Leistungsvermögen mit der gleichen Intensität zu und lenkt sie behutsam. Er fördert die Entwicklung des individuellen Stiles, so weit dieser mit der Lehre und den anerkannten technischen Inhalten des Aikido im Einklang steht.
Im Gegensatz zum traditionell streng hierarchischen Lehrer-Schüler-Verhältnis in der ursprünglichen Form des Aikido hat sich in Europa der kooperative Führungsstil bewährt. Der Lehrer muss durch ein sorgfältig durchdachtes und auf das Leistungsvermögen der Schüler abgestimmtes Programm für Abwechslung sorgen. Am besten kann er jedoch durch Hingabebereitschaft, persönliche Ausstrahlung, fachliches Können und vorbildliches Verhalten motivieren.
Das Aikido-Training soll die Dauer von insgesamt 120 Minuten nicht überschreiten, da bei längerer zeitlicher Ausdehnung die Konzentrationsfähigkeit nachlässt und Verletzungsgefahren entstehen.
Der folgende Zeitplan kann als Richtschnur für das Training in einer gemischten Gruppe (Erwachsene mit unterschiedlichen Graden) dienen:

  • Konzentration im Aikido-Sitz (Za-rei) und Begrüßung sowie Gymnastik (Dehnung und Kräftigung) 15 Minuten

  • Fallschule (Ukemi) 10 Minuten

  • Vorübungen zur Verbesserung der Elemente (ohne und mit Partner) 15 Minuten d) Standtechniken (Nage-Waza) 25 Minuten

  • Bodentechniken (Katame-Waza) 20 Minuten

  • Kata (Form), besondere Übungsformen oder Abwehr bewaffneter Angreifer 15 Minuten

  • Randori bzw. Jiyu-Waza (freies Angreifen) 10 Minuten

  • Gymnastik (Dehnung und Lockerung) oder Spiel 7 Minuten

  • Entspannung im Za-rei und Gruß 3 Minuten

Bei Lehrgängen oder Übungsstunden mit besonderen Zielsetzungen ist eine stärkere Konzentration auf einzelne Gebiete des Aikido üblich.
Fortgeschrittene Aikidoka sollten im Verlaufe des Trainings mehrmals an ihre Leistungsgrenze geführt werden, um eine positive Verschiebung zu erreichen.

3.1

Dojo (Übungsraum, Matte, Etikette)

 

Der Aikido-Übungsraum wird als Dojo (Ort zum Studium des Weges) bezeichnet. Da Sportstätten knapp und teuer sind, verfügen nur wenige Vereine über ein ständig eingerichtetes Dojo. Im anderen Fall wird die Halle (der Raum) von den Aikidoka durch Auflegen der elastischen Matten (Tatami) hergerichtet.
Diese Arbeit nimmt nur wenige Minuten in Anspruch, wenn sich alle Übenden beteiligen.
Die Übungsfläche sollte so groß sein, dass alle Techniken ohne Gefährdung anderer Teilnehmer durchgeführt werden können. Bei bewegungsintensiven Abschnitten oder beim Üben mit Waffen teilt der Lehrer die Gruppe. Die wartenden Aikidoka sollen das Geschehen dann im Sitz (Za-ho oder Agura) aufmerksam verfolgen und die Techniken mental trainieren.
Jedes Dojo ist ein Ort der menschlichen Begegnung. Es sollte daher alles vermieden werden, was den Übungsablauf beeinträchtigt oder andere Aikidoka stört. Insbesondere sind laute Gespräche oder Gefühlsäußerungen unangebracht.
Der Übergang von der natürlichen Stellung (Shizentai) in den Kniesitz (Za-ho) ist die erste Übung des jungen Aikidoka zur Kontrolle seines Körperzentrums. Sie wird in den Abb. 7–11 vorgestellt. Das Aufstehen geschieht in umgekehrter Reihenfolge.
Aus Sicherheitsgründen dürfen die Ausübenden keine Metallgegenstände (Ringe, Ketten, Haarklammern usw.) tragen. Sie müssen die Fuß- und Fingernägel kurz halten und lange Haare zusammenbinden.
Der in einem Dojo herrschende Geist wird nur durch die innere Einstellung, die Leistungsbereitschaft und das Verhalten der darin übenden Aikidoka bestimmt.
Die Beachtung der folgenden Empfehlungen ist für alle Schüler und Meister nützlich:

  • Denke und handle nach den Prinzipien des Aikido, lebe natürlich und harmonisch, bewahre immer deine »Mitte«.

  • Jeder muss seinen Weg (Do) selbst gehen. Erwarte nicht, dass andere dich tragen. Nimm regelmäßig am Training teil und sei pünktlich.

  • Behandle den Schwächeren rücksichtsvoll und behaupte dich gegenüber dem Stärkeren.

  • Eine kleine Tat ist besser als ein großes Wort, also rede nicht, sondern handle.

  • Schätze das Geringe und pflege das Einfache, trenne die Prinzipien und beachte die Formen.

  • Sei selbstlos, bescheiden und höflich. Übe fleißig und mit innerer Anteilnahme.

  • Jeder Partner ist für dich der beste. Behandle ihn fürsorglich, denn niemand kann allein Aikido betreiben.

  • Achte auf deine Gesundheit und hüte dich vor Ausschweifungen aller Art. Betreibe regelmäßig Körperpflege und trage saubere Kleidung.

  • Unterstütze nach besten Kräften alle Maßnahmen zur Förderung und Verbreitung des Aikido. Schone das Trainingsgerät und halte Ordnung im Dojo.

  • Achte deinen Lehrer, vertraue ihm und befolge seine Anweisungen. Bleibe auch als Meister ein dankbarer Schüler!


Zu 3.1

Dojo
(Übungsraum, Etikette,Matte)








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Bilder 7-11

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3.2

Aikido-Übungskleidung

 

Die Aikidoka tragen beim Training einen zweckmäßigen Übungsanzug (Keikogi), der aus Jacke, Hose und Gürtel besteht. Alle Meister(innen) bekleiden sich dazu mit dem traditionellen japanischen Hosenrock (Hakama) in schwarzer Farbe. Den Schülern (Kyu) ist das Tragen eines weißen Hakama freigestellt. Für die Bewegungen außerhalb der Matte (Tatami) muss  jeder Aikidoka aus hygienischen Gründen geeignete Sandalen (Zori) benutzen. Der Übungsanzug sollte aus einem groben Baumwollgewebe bestehen, das den Schweiß aufsaugt und die Haut massiert. Da die Angebote im Fachhandel bezüglich Qualität und Preis sehr unterschiedlich ist, wird ein Vergleich dringend empfohlen.
In einigen Stilrichtungen (Ryu) weicht die Aikido-Übungskleidung von der vorstehenden Beschreibung ab.

3.3

Aikido-Gruß (Stand und Kniesitz)

 

Die im Aikido übliche Verneigung (nicht Verbeugung!) vor dem Lehrer und Partner ist förmlicher Ausdruck des Vertrauens und der gegenseitigen Achtung. Sie sollte niemals zur oberflächlichen Geste entarten.
Befindet sich im Dojo ein Bild des Aikido-Begründers, verneigt sich der ernsthafte Aikidoka im Gedenken an O Sensei Morihei Ueshiba und in Würdigung seines Lebenswerkes auch davor. Er bekundet auf diese Weise seine innere Bindung an den Großen Lehrer und dankt ihm respektvoll.
Die Verneigung kann im Stand (Ritsurei) oder im Kniesitz (Zarei) erfolgen. Die Verneigung im Kniesitz wird bei der Eröffnung und Beendigung des Trainings auf Zuruf des Lehrers (Rei = Gruß) gemeinsam ausgeführt. Ferner ist sie üblich, wenn sich die Aikidoka bei besonderen Übungsformen ohnehin im Kniesitz befinden (Abb. 13, 14, 15–17).


Zu 3.3

Aikido-Gruß
(Stand und Kniesitz)








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Bilder 13-17

3.4

Vorbereitende Gymnastik

 

Die gymnastischen Übungen sollen den Körper des Aikidoka aufwärmen, lockern und stärken, also auf das eigentliche technische Training vorbereiten. Da Anfänger körperlich oft ungeübt sind und bei Ausführung der Aikidotechniken noch mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, ist ein konditionsförderndes Training meist ausgeschlossen. Der Übungsleiter muss daher gerade in den ersten Monaten großen Wert auf eine intensive und abwechslungsreiche Gymnastik legen.
Es ist nicht möglich, die unzähligen Einzel-, Partner- und Gruppenübungen im Stehen, Knien und Liegen zu beschreiben. Der Findigkeit des Lehrers sind keine Grenzen gesetzt. Das Ziel darf jedoch nicht aus den Augen verloren werden. Insbesondere kommt es darauf an, die Beweglichkeit der Wirbelsäule und aller Gelenke zu erhöhen. Ferner muss die Muskulatur im Bereich des Nackens und Rückens sowie der Beine und Arme gestärkt werden. Nach dem Aufwärmen sollen sich Dehnungs-, Kräftigungs- und Lockerungsübungen sinnvoll abwechseln.

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