Besondere Übungen - T'ai Chi Ch'uan (Yang-Stil) in Lübeck und klassisches Aikido

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Besondere Übungen

Aikido > Aikido-Lehrbuch

7

Besondere Übungsformen

 

Beim Bau eines Hauses kann man nicht am Dach beginnen. Wie sollte es im Aikido anders sein?

 

Zur weiterführenden oder zielorientierten Ausbildung der fortgeschrittenen Aikidoka gibt es besondere Übungsformen. Sie enthalten ausgewählte Grundtechniken, die in reiner oder modifizierter Form unter erschwerten äußeren Bedingungen trainiert werden und an die Ausübenden hohe Anforderungen stellen. Das intensive Studium dieser Übungen führt nicht nur zu einer Verbesserung aller in ihnen enthaltenen Elemente, Techniken und Prinzipien des Aikido sowie ihres Zusammenspiels, sondern vermittelt auch neue Fertigkeiten und Erfahrungen. Insbesondere erwirbt der Verteidiger ein ausgeprägtes Gefühl für die Beziehungen zwischen Raum, Zeit und Bewegung. Er verbessert die Fähigkeiten seiner Wahrnehmung, Konzentration und Spontaneität, stärkt seine geistige Kraft (Ki) und erfährt die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit neu.
Die besonderen Übungsformen sind dem Ausbildungs- und Prüfungsprogramm der Meister zugeordnet. Ihre Vermittlung ist nur dann möglich und zweckmäßig, wenn Nage und Uke alle bisherigen Elemente und Grundtechniken des Aikido sicher beherrschen. Wird diese wichtige Voraussetzung missachtet, tritt eine Überforderung ein, die in jedem Fall die kontinuierliche Entwicklung der betroffenen Aikidoka hemmt und nicht selten sogar zu erheblichen Rückschritten führt.

7.1

Shikko (Kniegehen und -drehen)

 

Die Bodentechniken (Katame-Waza) und alle besonderen Übungsformen im Kniesitz (Hanmi-hantachi, Suwari-Waza) können nur dann wirksam ausgeführt werden, wenn Nage und Uke im Kniegehen (Shikko) geübt sind. Bei dieser für Europäer ungewohnten Übungsform befindet sich das Körperzentrum immer in der Nähe des Bodens. Es muss bei allen Bewegungen und Drehungen in natürlicher Weise eingesetzt werden, da der Ausführende sonst sein Gleichgewicht verliert.
Das Kniegehen hat auch einen besonderen gymnastischen Stellenwert, denn es belastet die gesamte Muskulatur der Beine, fördert die Beweglichkeit aller Gelenke und stärkt den Kreislauf. Eine Überbelastung der stark beanspruchten Knie ist jedoch zu vermeiden.
Das Kniegehen und -drehen kann zur Gewöhnung beziehungsweise als Vorübung für das Training der Bodentechniken (Katame-Waza) in angemessenem zeitlichen Umfang bereits von Schülern geübt werden.

 

Kniegehen auf der Linie

 

Aus dem Aikido-Sitz (Za-ho) bringt der Ausführende das linke Bein mit schräg gestelltem Unterschenkel in die Bewegungsrichtung und schlägt gleichzeitig den rechten Unterschenkel mit aufgestellten Zehen quer dazu unter das Gesäß. Dabei werden die Schwerthände im mittleren Körperbereich (Chudan) korrekt eingesetzt (Abb. 471, 472).
Nun schiebt er sein Körperzentrum nach vorn, bis das linke Knie sanft die Matte berührt (Abb. 473).
Ohne Verzug und wie beschrieben, werden nun das rechte Bein vorgebracht und der linke Unterschenkel eingeschlagen (Abb. 474).
Nach vollzogenem Abknien schließen sich die weiteren »Schritte« sinngemäß an (Abb. 475, 476).
Es ist wichtig, dass eine gleichförmige Bewegung des Körperzentrums auf der Linie zum Zielpunkt entsteht.



Zu 7.1

Shikko

(Kniegehen auf der Linie)



Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 471-476

 

Kniegehen mit Körperdrehungen

 

Diese Form des Shikko stellt hohe Anforderungen an das Bewegungsgefühl und den Gleichgewichtssinn. Sie wird daher erst nach längerem Training beherrscht.
Der Ausführende leitet die Körperdrehung bereits beim ersten »Schritt« ein (Abb. 477, 478). Er bringt das rechte Knie sofort in Bewegungsrichtung auf die Matte, verlagert sein Zentrum auf diesen Punkt und setzt die Drehung ohne Unterbrechung fort (Abb. 479, 480). Sie wird durch das Öffnen und Aufstellen des linken Beines vollendet (Abb. 481, 482).
Werden mehrere Drehungen nacheinander durchgeführt, muss sich das Zentrum des Ausübenden wie ein Kreisel gleichförmig auf der Linie bewegen.



Zu 7.1

Shikko
(Kniegehen mit Körperdrehungen



Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 477-482

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

7.2

Hanmi-hantachi (Boden/Stand)

 

Bei dieser Übungsform befindet sich Nage im Aikido-Sitz (Za-ho) und wird von Uke in aufrechter Körperhaltung angegriffen.
Durch die unterschiedlichen Wirkungsebenen der Ausführenden und die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten des Verteidigers entstehen zunächst technische Probleme. Die Polarität zwischen Angreifer und Verteidiger wird durch ihre gegensätzlichen äußeren Zustände (Ruhe – Bewegung) anscheinend verstärkt. Nage stellt jedoch bald fest, dass der Angreifer seine überlegene Stellung aufgeben muss, wenn er ihn wirksam treffen will, während er selbst sich in einer starken – da bodennahen – Stellung befindet. Er erfährt auch, dass der richtig eingenommene Aikido-Sitz (Za-ho) jederzeit ein dynamisches Wirken nach allen Seiten zulässt.
Voraussetzung zur Durchführung einer zweckmäßigen Ausweichbewegung und wirksamen Anschlusstechnik ist, dass der Verteidiger die Formen des Kniegehens sicher beherrscht. Da zudem jeder Fehler unweigerlich zum Verlust des Gleichgewichts und damit zur Aktionsunfähigkeit führt, muss Nage die Techniken in korrekter Distanz und mit starkem Einsatz des Zentrums vollziehen. Beide Elemente werden dadurch in besonderem Maße gefördert.

 

Yokomen-uchi – Shiho-Nage (Irimi)
(Schräger Schlag von vorne – Schwertwurf)

 

Der im Kniesitz (Za-ho) befindliche Verteidiger wird von Uke aus der Bewegung mit einem schrägen Schlag angegriffen (Abb. 483, 484). Durch den Einsatz der linken Schwerthand (Tegatana) und eine Drehung auf dem rechten Knie weicht er dem Angriff aus. Dabei führt Nage den Schlagarm vor seine Körpermitte und übernimmt ihn dort mit der rechten Hand (Abb. 485-487).
Der Verteidiger stört Ukes Gleichgewicht durch die kreisförmige Weiterleitung der Angriffsbewegung nach unten. Hierzu tritt er mit dem linken – aufgestellten – Bein ein, vollzieht eine Körperdrehung auf der Stelle und führt den »Schwertschlag« aus. Letzterer wird durch die Bewegung des Körperzentrums nach vorn verstärkt (Abb. 488-491).
Uke führt im Training eine schulmäßige Rolle rückwärts (Ushiro-Ukemi) aus (Abb. 492, 493). Wird die Technik in starker Form (Kakari-Geiko) angewendet, fällt Uke auf den Rücken und kann durch verschiedene Hebel am Boden festgelegt werden.
Es ist sehr wichtig, dass die Energie des Schlages in einer durch die Angriffsgeschwindigkeit bestimmten gleichförmigen und runden Bewegung weitergeleitet und in das Zentrum des Angreifers zurückgeführt wird.


Zu 7.2

Hani-hantachi

Angriff:
Yokomen-uchi

Abwehr:
Shiho-Nage

Prinzip:
Irimi


Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 483-493

 

Shomen-uchi – Kote-hineri (Tenkan)
Gerader Schlag von vorn – Handdrehhebel-Haltegriff)

 

Nage weicht dem Angriff durch eine Gleitbewegung und anschließender Körperdrehung auf dem linken Knie aus und führt den Schlagarm mit seiner rechten Schwerthand (Tegatana) so vor das eigene Körperzentrum, dass der Griff gewechselt werden kann. Uke wird durch diese unerwartete Reaktion zunächst geradlinig - in Schlagrichtung - beschleunigt und verliert sein Gleichgewicht (Abb. 494–496).
Der Verteidiger tritt nun mit dem rechten Knie in das Bewegungszentrum, verdreht dabei den rechten Arm des Angreifers und führt ihn aus starker Stellung spiralförmig um die eigene Körpermitte nach unten (Abb. 497–499).
Ist Ukes Gleichgewicht extrem gestört, setzt Nage seine zweite Hand unterstützend von oben ein und vollzieht auf dem linken Knie nochmals eine ausweichende Drehung. Er lenkt den Angreifer in das dadurch entstandene »Vakuum« und bringt ihn zu Boden (Abb. 500-502).
Nage übernimmt die Schlaghand und beendet die Technik durch einen schulmäßig ausgeführten Handdrehhebel-Haltegriff (Abb. 503, 504).
Diese Technik ist sehr wirksam, wenn Nage seine Drehungen genau zentriert und den Angreifer während der Bewegung und in der Bodenlage ständig über den Drehhebel kontrolliert.


Zu 7.2

Hani-hantachi

Angriff:

Shomen-uchi

Abwehr:
Kote-hineri (sankyo)

Prinzip:
Tenkan

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 494-504

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

7.3

Suwari-Waza (Techniken im Kniesitz)

 

Diese von beiden Aikidoka im Kniesitz praktizierten Übungen dienen zur Schulung und Koordination von Bewegung (Sabaki) und Atemkraft (Kokyu). Eine wirksame Ausführung der »dynamischen Atemkraftübungen« ist nur dann möglich, wenn Nage eine gute Distanz zum Partner hat, die Drehungen genau zentriert, alle Kraft- und Richtungswechsel weich ausführt und seine Körpermitte einsetzt, die im besonderen Maße gestärkt wird.
Der Verteidiger darf niemals gegen Uke arbeiten, sondern muss in jeder Phase das ergänzende Prinzip (Irimi oder Tenkan) anwenden, wobei die bewegungssynchrone Atmung von erfolgsbestimmender Bedeutung ist.

Weitere Ausführungen können dem Abschnitt 6.3.4.2 (Zweite Form der Aikido-Prinzipien am Boden) entnommen werden. Sie gelten uneingeschränkt auch für die im Kniesitz ausgeführten »Standtechniken«, zum Beispiel Irimi-Nage, Kaiten-Nage (soto), Tenchi-Nage.

 

Shomen-uchi – Irimi-Nage (Irimi)
(Gerader Schlag von vorn – Eingangswurf)

 

Wenn Uke zum Angriff ausholt, erhebt Nage die rechte Schwerthand (Tegatana) und schiebt sein rechtes Knie etwas schräg nach vorn (Abb. 505–507).
Im Augenblick des Schlages bewegt sich der Verteidiger mit dem linken Knie nach außen und verlässt so die Wirkungslinie. Er erfasst Uke mit der freien linken Hand im Nacken, verstärkt den Druck seiner rechten Schwerthand nach unten durch eine ausweichende Drehung und führt ihn an seine rechte Schulter. Dabei atmet Nage hörbar und lang gezogen ein (Abb. 508–511).
Die freigesetzte Energie wird durch den engen Körperkontakt auf Uke übertragen. Er muss der Drehung folgen und verliert sein Gleichgewicht (Abb. 512).
Will sich der Angreifer wieder aufrichten, ändert Nage die Bewegungsrichtung, führt die rechte Schwerthand in einer vertikalen Ebene zum Boden und unterstützt den »Eingang« durch einen verstärkten Zug mit der linken Hand und betontes Ausatmen. Uke rollt über die linke Schulter direkt in den Kniesitz und könnte sofort mit der linken Hand neu angreifen (Abb. 513–515).
Drängt der Angreifer in der Wendephase (Abb. 512) weiter nach vorn, kann Nage durch eine Drehung auf seinem rechten Knie ausweichen und den Abwurf in negativer Form (Tenkan) durchführen.


Zu 7.3

Suwari-Waza

Angriff:
Shomen-uchi

Abwehr:
Irimi-Nage

Prinzip:
Irimi

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 505-515

 

Shomen-tsuki – Kote-mawashi (Tenkan)
(Gerader Stoß von vorn – Armdrehhebel-Haltegriff)

 

Dem kraftvollen und auf einer geraden Linie zur Körpermitte geführten Fauststoß weicht Nage durch eine schnelle Drehung auf dem rechten Knie nach hinten aus. Dabei vollzieht er mit seiner rechten Hand eine »wischende« Bewegung in Stoßrichtung, erfasst die Faust von oben und zieht Uke nach vorn, so dass dieser sein Gleichgewicht verliert (Abb. 516-518). Will der Angreifer wieder eine stabile Stellung einnehmen, muss er seine rechte Faust zurückziehen. Nage folgt dieser Bewegung und leitet die schmerzhafte Beugung des Handgelenkes ein (Abb. 519, 520).
Anschließend senkt er sein Zentrum schräg nach rückwärts und überträgt den Druck auf Ukes Z-förmig abgewinkelten Arm (Abb. 521).
Der Angreifer könnte durch Verstärkung dieser Bewegung in die Bauchlage gebracht und dort sicher neutralisiert werden. In der schulmäßigen Ausführung wird der Griff jedoch gelöst, so dass Uke sich reflexartig wieder aufrichtet. In diesem Augenblick tritt Nage mit seinem linken Knie erneut ein und überträgt den dabei entstehenden Druck auf den Widerstand leistenden Uke. Durch die sofort angeschlossene Ausweichbewegung – Drehung auf dem linken Knie! – fällt der Angreifer um Nages Zentrum spiralförmig auf die Matte (Abb. 522–526).
Der Verteidiger wechselt erneut die Drehrichtung, bringt den Arm durch einen »Schritt« in die Endstellung und führt dort nochmals einen Armdrehhebel-Haltegriff aus (Abb. 527–529).
Bei dieser Technik werden die Prinzipien und Bewegungs- beziehungsweise Drehrichtungen wiederholt gewechselt. Dies erklärt ihren hohen Schwierigkeitsgrad ebenso wie ihren Nutzen zur Ausbildung der fortgeschrittenen Aikidoka.


Zu 7.3

Suwari-Waza

Angriff:
Shomen-tsuki

Abwehr:
Kote-mawashi (nikyo)

Prinzip:
Tenkan

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 516-529

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

7.4

Mehrfachangriffe

7.4.1

Verteidigung gegen Doppelangriffe

 

In diese Kategorie fallen alle Techniken, bei denen Uke den Verteidiger zunächst erfasst, um dann einen Schlag oder Stoß ausführen zu können.
Selbstverständlich lässt sich der erste, relativ harmlose Angriff durch eine Ausweichbewegung oder Technik verhindern. Ein Verzicht darauf kann jedoch besonders bei bewaffneten Angreifern nützlich sein, da nun die Distanz (Ma-ai) festgelegt ist. Daneben hat Uke seine Angriffsmöglichkeiten eingeschränkt, was die Verteidigung erleichtert.
Voraussetzung zur wirksamen Abwehr ist jedoch, dass Nage sich voll auf den gefährlichen Folgeangriff konzentriert und nur solche Techniken anwendet, die den zwingenden Einsatz des Körperzentrums auf engem Raum erlauben.
Führt Uke die Angriffe in starker Form (Kakari-Geiko) aus, kann Nage die Zweckmäßigkeit und Wirkung einzelner Verteidigungstechniken prüfen. Dabei gewinnt er neue Erkenntnisse über seine technischen und körperlichen Möglichkeiten und deren Grenzen.
Jeder gute Aikido-Meister wird seinen Schülern zunächst große Bewegungen vermitteln, damit sie die in ausgeprägter Form dargelegten Inhalte mit ihrem Körper auch erkennen, begreifen und aufnehmen können.
Die Entwicklung der Aikidoka besteht ab dem dritten Dan in technischer Hinsicht unter anderem darin, dass alle Bewegungen zunehmend »verdichtet« werden. Hochgraduierte Meister können ihre Ki daher trotz scheinbar unbewegter Mitte doch explosiv übertragen und Wirkungen herbeiführen, die Angreifer und Beobachter gleichermaßen verblüffen.

 

Mune-tori / Shomen-tsuki – Ude-kime-Nage (Irimi)
(Griff zum Revers / Gerader Stoß von vorn – Ellenbogenstreckhebel-Wurf)

 

Nage lässt den Griff zum Revers zu und erwartet den Folgeangriff in natürlicher Stellung (Shizentai). Im Augenblick des - simulierten – Messerstoßes von unten zur Körpermitte (Chudan) führt der Verteidiger eine Drehung auf der Stelle aus und gleitet dabei etwas nach rückwärts. Während dieser Ausweichbewegung wird die »Waffenhand« von oben erfasst und in Stoßrichtung so weit am Körperzentrum vorbeigeleitet, bis Ukes Gleichgewicht gestört ist (Abb. 530–532).
Der Verteidiger zieht Ukes rechten Arm gestreckt nach oben und dreht sein Zentrum. Nach dieser verstärkten Gleichgewichtsbrechung (Kuzushi) tritt er mit einem Übersetzschritt (Ayumi-ashi) in die geöffnete – labile – Stellung ein (Abb. 533, 534). Zum anschließenden Abwurf bringt Nage seine linke Schwerthand (Tegatana) durch eine Hüftdrehung zum Einsatz und zieht Ukes »Waffenhand« auf das eigene Zentrum. Dadurch werden Verletzungen ausgeschlossen.
Der Angreifer muss dem Druck des Ellenbogenstreckhebels nachgeben, löst den Griff und rollt nach vorn (Mae-Ukemi) ab (Abb. 535–537).


Zu 7.4.1

Mehrfachangriffe


Angriff:
Mune-tori/Shomen-tsuki

Abwehr:
Ude-kime-Nage

Prinzip:
Irimi

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!

Bilder 530-537

 

Mune-tori / Yokomen-uchi – Ude-kime-osae (Tenkan)
(Griff zum Revers / Schräger Schlag von vorn – Ellenbogenstreckhebel-Haltegriff)

 

Uke ergreift Nage am Revers und holt sofort zum schrägen Schlag (Yokomen-uchi) aus. Der Verteidiger kann keine ausweichende Bewegung durchführen und tritt bei korrekt geführter Schwerthand (Tegatana) daher entschlossen mit einem Gleitschritt (Tsugi-ashi) ein (Abb. 538–540).
Nage erfasst den im Schlagansatz hinter der Schulter gestoppten Arm des Angreifers mit seiner freien rechten Hand und vollzieht einen großen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) mit anschließender Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki). Dadurch gelangt er hinter Uke, bricht dessen Gleichgewicht und führt ihn um das eigene Zentrum. Den gestreckten Schlagarm klemmt Nage unter seine linke Achsel (Abb. 541–544).
In dieser Phase der vorübergehenden Neutralisation nimmt Nage seine linke Hüfte zurück. Der dabei entstehende und zwingende Ellenbogen- und Schulterhebel wird durch das Abbeugen des Handgelenks verstärkt. Uke fällt auf den Boden und kann dort mit unterschiedlichen Bodentechniken (Hebeln) festgelegt oder entwaffnet werden (Abb. 545–548).


Zu 7.4.1

Mehrfachangriffe

Angriff:
Mune-tori/Yokomen-uchi

Abwehr:
Ude-kime-osae

Prinzip:
Tenkan

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 538-548



Zurück zum Inhaltsverzeichnis

7.4.2

Verteidigung gegen zwei Angreifer

 

Beim Jiyu-Waza gegen zwei oder mehrere Angreifer treten erhebliche Koordinationsprobleme auf, da Rhythmus und Art der Angriffe ständig wechseln. Eine wirksame Abwehr setzt unter anderem die Freiheit der Bewegung (Sabaki) voraus. Die dabei zu beachtenden Grundsätze wurden in Abschnitt 6.2.3 behandelt. In den nachfolgenden Beispielen wird Nage jedoch von zwei Angreifern festgehalten, ist also in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt.
Durch das Training mit ständig wechselnden Partnern erfahren alle Ausübenden auf natürliche Weise, dass sich auch körperlich schwächere Aikidoka mit zwingenden Techniken durchsetzen können. Sie nehmen fortan jeden Angreifer ernst und vermeiden im Ernstfall verhängnisvolle Fehleinschätzungen.
Ebenso wichtig ist es jedoch, Verfahren zur wirksamen Abwehr mehrerer Angreifer zu entwickeln, damit der Verteidiger auch unter erschwerten Bedingungen die Freiheit der Bewegung und damit des Handelns schnell wieder gewinnt. Der Begründer des Aikido, O Sensei Morihei Ueshiba, riet, dass man einen Angreifer wie mehrere und mehrere Angreifer wie einen behandeln müsse.
Der Verteidiger soll seine Ki also immer konzentriert und zielgerichtet einsetzen. Dies ist unter den gegebenen Voraussetzungen in der Regel erst möglich, nachdem beide Partner vor dem eigenen Zentrum zusammengeführt wurden. Die Techniken richten sich dann gegen »einen Angreifer« und sind so anzusetzen, dass der zweite Angreifer gleichfalls geworfen oder neutralisiert wird. Um dies leisten zu können, muss Nage einen ausgeprägten Bewegungsinstinkt besitzen, über eine starke »Mitte« sowie geübte Schwerthände (Tegatana) verfügen und alle Formen der Bewegung (Sabaki) gut beherrschen.
Diese besondere Übungsform (Morote-Waza) wird im Bereich der Aikido-Union Deutschland e.V. bei der Prüfung zum fünften Dan gefordert. Man kann daran erkennen, dass bei dieser Verteidigung ein hohes technisches Niveau vorausgesetzt werden muss.

 

Katate-Ryote-tori - Shiho-Nage (Irimi)
(Zwei Hände fassen ein Handgelenk – Schwertwurf)

 

Nage wird von den Angreifern an beiden Armen festgehalten und nimmt zunächst die natürliche Stellung (Shizentai) ein. Er wendet sich mit entspannten Schultern mit einer Körperdrehung dem linken Angreifer zu und setzt dadurch den rechten Angreifer in Bewegung. Anschließend schwingt der Verteidiger (Nage) seinen rechten Arm nach oben vor das Zentrum und weiter zum linken Angreifer. Es ist in dieser Phase von großer Bedeutung, dass Nage seine Atemkraft (Kokyu) nur auf einen -in diesem Fall den rechten -Angreifer konzentriert. Dieser wird durch die beschriebene Bewegung in Richtung auf seinen Partner beschleunigt (Abb. 549–552).
Nach erfolgter Zusammenführung wendet sich der Verteidiger ausschließlich dem linken Angreifer zu, erfasst ihn mit seiner rechten Hand am rechten Unterarm und führt einen schulmäßigen Schwertwurf (Shiho-Nage) in positiver Form (Irimi) aus. Das Körperzentrum und die Schwerthand sind hierbei betont einzusetzen (Abb. 553–556).
Der abschließende »Schwertschlag« richtet sich zwar nur gegen den linken Angreifer, jedoch sind die Arme des rechten Angreifers so gefesselt und verhebelt, dass er zwangsläufig mit auf den Boden geführt wird (Abb. 557–559).


Zu 7.4.2

Mehrfachangriffe

Angriff:
Katate-Ryote-tori
(zwei Angreifer)

Abwehr:
Shiho-Nage

Prinzip:
Irimi

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 549-559

 

Katate-Ryote-tori – Ude-osae (Tenkan)
(Zwei Hände fassen ein Handgelenk – Armstreckhebel-Haltegriff)

 

Für die Ausgangsstellung und Zusammenführung der beiden Angreifer gelten die zur vorstehenden Technik gemachten Ausführungen (Abb. 560, 561).
Nage erfasst dann den rechten Arm des linken Angreifers, schwingt seine Schwerthände (Tegatana) kreisförmig nach oben und tritt mit einem Übersetzschritt (Ayumi-ashi) schräg nach vorn neben die beiden Angreifer (Abb. 562 - 564).
Nachdem der Verteidiger die Wirkungslinie verlassen und die Stellung geöffnet hat, tritt er mit seinem linken Bein zunächst hinter die beiden Angreifer und verlagert sein Zentrum auf diesen Drehpunkt (Abb. 565, 566).
Bei der anschließenden Schrittdrehung nach rückwärts (Tenkan-ashi) entsteht ein »Vakuum«, das den geführten - linken - Angreifer in die Kreisbewegung reißt (Abb. 567).
Er verliert das Gleichgewicht und fällt auf den gestreckten Arm seines Partners (Abb. 568).
Beide Angreifer werden durch Fortsetzung der Ausweichbewegung (Tenkan) in die Bodenlage gebracht (Abb. 569, 570).
Diese Technik macht sehr eindrucksvoll deutlich, dass Nage auch »mehrere Angreifer wie einen behandeln« kann, wenn er ihre Ki durch die körperliche Zusammenführung auf einer Linie ausrichtet (koordiniert) und aus guter Stellung das ergänzende Prinzip - in diesem Falle Tenkan - anwendet. Die beiden Angreifer sind gleichsam durch ihre bösen Absichten miteinander verbunden und neutralisieren sich selbst. Diese Erfahrung ist für alle Ausübenden von großem Nutzen und kann auf andere Bereiche übertragen werden.


Zu 7.4.2

Mehrfachangriffe

Angriff:
Katate-Ryote-tori
(zwei Angreifer)

Abwehr:
Ude-osae (ikkyo)

Prinzip:
Tenkan

Ein Klick auf die
Miniatur vergrößert
das ausgewählte Bild!


Bilder 560-570

Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü