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Besondere Übungsformen |
Beim Bau eines Hauses kann man nicht am Dach beginnen. Wie sollte es im Aikido anders sein? |
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Zur weiterführenden oder zielorientierten Ausbildung der fortgeschrittenen Aikidoka gibt es besondere Übungsformen. Sie enthalten ausgewählte Grundtechniken, die in reiner oder modifizierter Form unter erschwerten äußeren Bedingungen trainiert werden und an die Ausübenden hohe Anforderungen stellen. Das intensive Studium dieser Übungen führt nicht nur zu einer Verbesserung aller in ihnen enthaltenen Elemente, Techniken und Prinzipien des Aikido sowie ihres Zusammenspiels, sondern vermittelt auch neue Fertigkeiten und Erfahrungen. Insbesondere erwirbt der Verteidiger ein ausgeprägtes Gefühl für die Beziehungen zwischen Raum, Zeit und Bewegung. Er verbessert die Fähigkeiten seiner Wahrnehmung, Konzentration und Spontaneität, stärkt seine geistige Kraft (Ki) und erfährt die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit neu. |
7.1 |
Shikko (Kniegehen und -drehen) |
Die Bodentechniken (Katame-Waza) und alle besonderen Übungsformen im Kniesitz (Hanmi-hantachi, Suwari-Waza) können nur dann wirksam ausgeführt werden, wenn Nage und Uke im Kniegehen (Shikko) geübt sind. Bei dieser für Europäer ungewohnten Übungsform befindet sich das Körperzentrum immer in der Nähe des Bodens. Es muss bei allen Bewegungen und Drehungen in natürlicher Weise eingesetzt werden, da der Ausführende sonst sein Gleichgewicht verliert. |
Kniegehen auf der Linie |
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Aus dem Aikido-Sitz (Za-ho) bringt der Ausführende das linke Bein mit schräg gestelltem Unterschenkel in die Bewegungsrichtung und schlägt gleichzeitig den rechten Unterschenkel mit aufgestellten Zehen quer dazu unter das Gesäß. Dabei werden die Schwerthände im mittleren Körperbereich (Chudan) korrekt eingesetzt (Abb. 471, 472). |
Zu 7.1
Shikko
(Kniegehen auf der Linie)
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Bilder 471-476
Kniegehen mit Körperdrehungen |
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Diese Form des Shikko stellt hohe Anforderungen an das Bewegungsgefühl und den Gleichgewichtssinn. Sie wird daher erst nach längerem Training beherrscht. |
Zu 7.1
Shikko
(Kniegehen mit Körperdrehungen
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Bilder 477-482
7.2 |
Hanmi-hantachi (Boden/Stand) |
Bei dieser Übungsform befindet sich Nage im Aikido-Sitz (Za-ho) und wird von Uke in aufrechter Körperhaltung angegriffen. |
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Yokomen-uchi – Shiho-Nage (Irimi) |
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Der im Kniesitz (Za-ho) befindliche Verteidiger wird von Uke aus der Bewegung mit einem schrägen Schlag angegriffen (Abb. 483, 484). Durch den Einsatz der linken Schwerthand (Tegatana) und eine Drehung auf dem rechten Knie weicht er dem Angriff aus. Dabei führt Nage den Schlagarm vor seine Körpermitte und übernimmt ihn dort mit der rechten Hand (Abb. 485-487). |
Zu 7.2
Hani-hantachi
Angriff:
Yokomen-uchi
Abwehr:
Shiho-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 483-493
Shomen-uchi – Kote-hineri (Tenkan) |
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Nage weicht dem Angriff durch eine Gleitbewegung und anschließender Körperdrehung auf dem linken Knie aus und führt den Schlagarm mit seiner rechten Schwerthand (Tegatana) so vor das eigene Körperzentrum, dass der Griff gewechselt werden kann. Uke wird durch diese unerwartete Reaktion zunächst geradlinig - in Schlagrichtung - beschleunigt und verliert sein Gleichgewicht (Abb. 494–496). |
Zu 7.2
Hani-hantachi
Angriff:
Shomen-uchi
Abwehr:
Kote-hineri (sankyo)
Prinzip:
Tenkan
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Bilder 494-504
7.3 |
Suwari-Waza (Techniken im Kniesitz) |
Diese von beiden Aikidoka im Kniesitz praktizierten Übungen dienen zur Schulung und Koordination von Bewegung (Sabaki) und Atemkraft (Kokyu). Eine wirksame Ausführung der »dynamischen Atemkraftübungen« ist nur dann möglich, wenn Nage eine gute Distanz zum Partner hat, die Drehungen genau zentriert, alle Kraft- und Richtungswechsel weich ausführt und seine Körpermitte einsetzt, die im besonderen Maße gestärkt wird. |
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Shomen-uchi – Irimi-Nage (Irimi) |
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Wenn Uke zum Angriff ausholt, erhebt Nage die rechte Schwerthand (Tegatana) und schiebt sein rechtes Knie etwas schräg nach vorn (Abb. 505–507). |
Zu 7.3
Suwari-Waza
Angriff:
Shomen-uchi
Abwehr:
Irimi-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 505-515
Shomen-tsuki – Kote-mawashi (Tenkan) |
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Dem kraftvollen und auf einer geraden Linie zur Körpermitte geführten Fauststoß weicht Nage durch eine schnelle Drehung auf dem rechten Knie nach hinten aus. Dabei vollzieht er mit seiner rechten Hand eine »wischende« Bewegung in Stoßrichtung, erfasst die Faust von oben und zieht Uke nach vorn, so dass dieser sein Gleichgewicht verliert (Abb. 516-518). Will der Angreifer wieder eine stabile Stellung einnehmen, muss er seine rechte Faust zurückziehen. Nage folgt dieser Bewegung und leitet die schmerzhafte Beugung des Handgelenkes ein (Abb. 519, 520). |
Zu 7.3
Suwari-Waza
Angriff:
Shomen-tsuki
Abwehr:
Kote-mawashi (nikyo)
Prinzip:
Tenkan
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Bilder 516-529
7.4 |
Mehrfachangriffe |
7.4.1 |
Verteidigung gegen Doppelangriffe |
In diese Kategorie fallen alle Techniken, bei denen Uke den Verteidiger zunächst erfasst, um dann einen Schlag oder Stoß ausführen zu können. |
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Mune-tori / Shomen-tsuki – Ude-kime-Nage (Irimi) |
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Nage lässt den Griff zum Revers zu und erwartet den Folgeangriff in natürlicher Stellung (Shizentai). Im Augenblick des - simulierten – Messerstoßes von unten zur Körpermitte (Chudan) führt der Verteidiger eine Drehung auf der Stelle aus und gleitet dabei etwas nach rückwärts. Während dieser Ausweichbewegung wird die »Waffenhand« von oben erfasst und in Stoßrichtung so weit am Körperzentrum vorbeigeleitet, bis Ukes Gleichgewicht gestört ist (Abb. 530–532). |
Zu 7.4.1
Mehrfachangriffe
Angriff:
Mune-tori/Shomen-tsuki
Abwehr:
Ude-kime-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 530-537
Mune-tori / Yokomen-uchi – Ude-kime-osae (Tenkan) |
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Uke ergreift Nage am Revers und holt sofort zum schrägen Schlag (Yokomen-uchi) aus. Der Verteidiger kann keine ausweichende Bewegung durchführen und tritt bei korrekt geführter Schwerthand (Tegatana) daher entschlossen mit einem Gleitschritt (Tsugi-ashi) ein (Abb. 538–540). |
Zu 7.4.1
Mehrfachangriffe
Angriff:
Mune-tori/Yokomen-uchi
Abwehr:
Ude-kime-osae
Prinzip:
Tenkan
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Bilder 538-548
7.4.2 |
Verteidigung gegen zwei Angreifer |
Beim Jiyu-Waza gegen zwei oder mehrere Angreifer treten erhebliche Koordinationsprobleme auf, da Rhythmus und Art der Angriffe ständig wechseln. Eine wirksame Abwehr setzt unter anderem die Freiheit der Bewegung (Sabaki) voraus. Die dabei zu beachtenden Grundsätze wurden in Abschnitt 6.2.3 behandelt. In den nachfolgenden Beispielen wird Nage jedoch von zwei Angreifern festgehalten, ist also in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. |
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Katate-Ryote-tori - Shiho-Nage (Irimi) |
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Nage wird von den Angreifern an beiden Armen festgehalten und nimmt zunächst die natürliche Stellung (Shizentai) ein. Er wendet sich mit entspannten Schultern mit einer Körperdrehung dem linken Angreifer zu und setzt dadurch den rechten Angreifer in Bewegung. Anschließend schwingt der Verteidiger (Nage) seinen rechten Arm nach oben vor das Zentrum und weiter zum linken Angreifer. Es ist in dieser Phase von großer Bedeutung, dass Nage seine Atemkraft (Kokyu) nur auf einen -in diesem Fall den rechten -Angreifer konzentriert. Dieser wird durch die beschriebene Bewegung in Richtung auf seinen Partner beschleunigt (Abb. 549–552). |
Zu 7.4.2
Mehrfachangriffe
Angriff:
Katate-Ryote-tori
(zwei Angreifer)
Abwehr:
Shiho-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 549-559
Katate-Ryote-tori – Ude-osae (Tenkan) |
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Für die Ausgangsstellung und Zusammenführung der beiden Angreifer gelten die zur vorstehenden Technik gemachten Ausführungen (Abb. 560, 561). |
Zu 7.4.2
Mehrfachangriffe
Angriff:
Katate-Ryote-tori
(zwei Angreifer)
Abwehr:
Ude-osae (ikkyo)
Prinzip:
Tenkan
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Bilder 560-570