Standtechniken - T'ai Chi Ch'uan (Yang-Stil) in Lübeck und klassisches Aikido

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Standtechniken

Aikido > Aikido-Lehrbuch

6.1.2

Nage-Waza (Standtechniken)

 

Aikido ist ein in Körpersprache geschriebenes Lehrbuch moralischer Grundsätze und natürlicher Prinzipien zur Vervollkommnung der Menschen. Sicher studiert niemand ein Buch, um allein seine Fertigkeiten im Lesen zu steigern.
Wer Aikido nur zur Perfektionierung der Technik betreibt, stellt sich selbst in den Mittelpunkt und verblüfft vielleicht durch seine handwerklichen Fertigkeiten. Er hat das Ziel des Weges nicht erkannt, denn Technik ist Werkzeug, Harmonie das Ziel!.

6.1.2.1

Allgemeines

 

Die meisten Menschen sind davon überzeugt, dass ihre Spezies unter den Lebewesen eine hervorragende und bevorzugte Stellung einnimmt. Es fehlt ihnen auch nicht an überzeugenden Argumenten, und oft wird der »edel aufragende Leib« als symbolhafter Beweis dafür angesehen, dass der ursprünglich mit dem Boden verbundene (= am Materiellen haftende) Mensch zu den über ihm vermuteten geistigen Sphären strebt. Auch die Tatsache, dass sich sein besonders ausgeprägtes und geschätztes Gehirn am obersten Punkt des Körpers befindet, scheint ein Indiz für diese Auffassung zu sein.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die im abendländischen Kulturkreis geprägten Normen der körperlichen Erziehung an diesem Ideal orientieren. Sie stehen aber oft im Widerspruch zu den physiologischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten: Wer seinen von Natur aus schon hochliegenden und damit instabilen Körperschwerpunkt durch das Herausstrecken der »kraftstrotzenden« oder »stolzgeschwellten Brust« noch weiter nach oben verlagert, haftet niemals fest mit beiden Füßen auf dem Boden, ist also nicht »verwurzelt«!
Ein Mensch kann sich auch nicht »im Lot« befinden, wenn er seinen Körper unter Anspannung aller Muskeln »zusammenreißen« muss, denn das Zentrum wird so in ein erstarrtes Gebilde eingebunden.
Wie soll er standfest sein, wenn die ohnehin mäßige Stützfläche seiner Füße durch das erwartete oder befohlene »Zusammenreißen der Hacken« noch weiter verkleinert wird?
Die mit solchen anerzogenen Fehlhaltungen verbundenen Schwierigkeiten stören nicht nur das Verhältnis und das Vertrauen des Menschen zu seinem Körper, sondern begünstigen und erzeugen auch geistig-seelische Verspannungen. Die zwischen Seele, Geist und Körper bestehenden Abhängigkeiten sind erwiesen und können durch jeden Menschen erfahren werden. So bereitet es keinem gesunden Menschen Schwierigkeiten, über einen 10 cm breiten Balken zu gehen, wenn dieser am Boden liegt. Mit der Veränderung der Höhe stellen sich jedoch Probleme ein, denn die Angst vor dem Sturz lässt den Körper erstarren. Der Ausführende kann das Gleichgewicht nicht mehr halten und stürzt.
Dieses Problem lässt sich durch körperliche Übung lösen. Die dabei gewonnene Sicherheit entspannt den Geist, der dem Körper dann auch in Grenzsituationen vertraut. Es ist jedoch auch möglich, durch mentales Training die Angst so weit auszuschalten, dass der Körper wieder zum funktionsfähigen Werkzeug des befreiten Geistes wird. Es besteht kein Zweifel daran, dass viele Ausübenden beim Training der natürlichen Bewegungen des Aikido ihren Körper erst entdecken und dessen Möglichkeiten und Grenzen erfahren. Sie gewinnen dadurch im Umgang mit ihrem Körper eine zunehmende Sicherheit, die sich auch positiv auf das geistig-seelische Wohlbefinden auswirkt. Die durch langjährige Erziehung, Verhaltensnormen und Lebensumstände im Körper von oben her aufgebauten Spannungen werden gelöst. Bildlich gesprochen: die vorher auf die Spitze gestellte Pyramide ruht dann wieder mit tiefem Schwerpunkt auf ihrer stabilen Basis.
Der so »gebildete« Mensch weiß um seine Bedeutung, löst die hemmenden Bindungen an sein Ego und kann aus einer »starken Mitte« nach außen wirken.
Ein Konflikt entsteht immer dann, wenn gegensätzliche physikalische oder geistige Kräfte räumlich und zeitlich auf gleicher Wirkungslinie kollidieren. Beim Ausführen der Grundtechniken des Aikido wird zwischen den Partnern eine derartige Spannungssituation erzeugt. Uke konzentriert seine geistige Kraft (Ki) auf Nage und realisiert den – nach Weisung des Lehrers – geplanten Angriff durch die aus seinem bewegten Körperzentrum fließende Atemkraft (Kokyu). Da sich diese im richtigen Augenblick am günstigen Ort entfalten soll, muss er Raum, Zeit und Bewegung koordinieren.
Durch eine ergänzende positive (Irimi) oder negative (Tenkan) Reaktion, kann Nage den bewegten Angreifer dann in den Zustand der Ruhe (Bewegungslosigkeit) überführen. Die vorhandene Energie (Atemkraft) muss dabei von ihm aufgenommen oder in Ukes Zentrum zurückgeführt werden. Zur Konfliktlösung wird die geistige Kraft (Ki) des Angreifers in der von ihm selbst bestimmten räumlichen und zeitlichen Ebene neutralisiert.
Diese Form der Problemlösung ist vorzugsweise bei den Bodentechniken (Katame-Waza) zu finden. Durch sie wird die Wirksamkeit des Angreifers ohne Beeinträchtigung seiner körperlichen Unversehrtheit ausgeschaltet. Den Zeitpunkt der Freigabe kann Nage bestimmen.
Nachteilig ist dabei jedoch, dass Nage an den Angreifer gebunden ist. Die Bodentechniken (Katame-Waza) sind in ihrer reinen Form daher nicht zur Abwehr mehrerer Angreifer geeignet.
Bei den Standtechniken (Nage- Waza) wird das Verfahren der harmonischen Ergänzung und des Austausches sowie der Umlenkung von Energie in verschiedenen Zustandsformen ebenfalls angewendet. Die Rückführung erfolgt jedoch nicht in, sondern durch das Zentrum des Angreifers. Dadurch wird Uke auf der von Nage bestimmten neuen Wirkungslinie wieder in Bewegung gesetzt. Ukes wirkende Kraft ist folglich nur für die Dauer der gemeinsamen Bewegung neutralisiert. Die körperlichen Mittel stehen ihm nach Sammlung seiner desorganisierten geistigen Kraft (Ki) wieder zur Verfügung. Nage hat den Konflikt gleichsam auf eine andere räumliche und zeitliche Ebene transferiert; er wird unter Umständen wieder auftreten. Dieser Nachteil wird jedoch dadurch ausgeglichen, dass der Verteidiger sich nur kurzzeitig binden muss. Er gewinnt also die Freiheit des Handelns schnell zurück, was bei der Abwehr mehrerer Angreifer von erfolgsbestimmender Bedeutung ist.
Da die Stärke der Verteidigung beim Aikido in natürlicher Weise durch die Art des Angriffes bestimmt ist, kann die Handlungsfähigkeit eines besonders bösartigen oder bewaffneten Angreifers unter Umständen auch durch die Anwendung einer Standtechnik (Nage-Waza) ausgeschaltet werden.
Führt der Verteidiger den Schwertwurf (Shiho-Nage) oder Handgelenkaußendrehwurf (Kote-Gaeshi) aus, kann Uke abschließend am Boden festgelegt werden. Auch bei anderen Standtechniken sind zweckdienliche Verkettungen möglich, so dass die Vorteile der Neutralisation des Angreifers auch hier genutzt werden können, wenn dies notwendig ist.

6.1.2.2

Bezeichnung und Charakteristik der Standtechniken

 

Im Aikido werden die in der nachfolgenden Übersicht bezeichneten und durch je ein Bild charakterisierten Standtechniken praktiziert. Der in Abschnitt 6.1 (letzter Absatz) angesprochene und von höher graduierten Meistern ausgeführte Aiki-Nage (Aiki-Wurf) gehört nicht zum Prüfungsprogramm. Auf eine Vorstellung wurde verzichtet, weil diese vollkommene Technik nicht durch Bilder oder Worte beschrieben werden kann.

Standtechniken (Nage-Waza)



Zu 6.1.2.2

Bezeichnung und Charakteristik
der Standtechniken









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Bilder 151-162

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6.1.2.3

Beschreibung repräsentativer Standtechniken – Hinweise zum Training

 

Die in den Prüfungsordnungen der meisten Aikido-Fachverbände enthaltenen und nachfolgend exemplarisch behandelten Angriffsarten und Techniken wurden nach steigendem Schwierigkeitsgrad geordnet. Diese Abfolge sollte aus methodischen Gründen sowie im Interesse der Sicherheit des Ausübenden beachtet werden.

 

Katate-tori (ai-hanmi) – Shiho-Nage (Irimi)
(Griff einer Hand / gleichseitige Stellung – Schwertwurf)

 

Da die Aikidoka mit dieser Form des Schwertwurfes das Studium der Standtechniken (Nage-Waza) beginnen, ist eine statische Ausgangsstellung zugelassen, bei der Uke die vordere Schwerthand (Tegatana) seines Partners am Handgelenk erfasst (Abb. 163). Nage verkürzt die Distanz (Ma-ai) durch einen Gleitschritt (Tsugi-ashi) schräg nach vorn, übernimmt den Angriffsarm mit beiden Händen und führt ihn auf der »eigenen Linie« an Ukes Körperzentrum vorbei (Abb. 164, 165).
Beim folgenden Übersetzschritt (Ayumi-ashi) bringt Nage den Arm des Angreifers auf einer vertikalen Kreisbahn nach oben und wendet sein Körperzentrum dann um 180 Grad auf der Stelle. Diese Bewegung dient der Gleichgewichtsbrechung, sie hat Ähnlichkeit mit dem Ziehen eines Schwertes Abb. 166–169).
Der Verteidiger führt nun mit beiden Händen einen fiktiven »Schwertschlag« (Shomen-uchi) aus. Dabei bewegt er sich mit einem Gleitschritt (Tsugi-ashi) nach vorn und atmet im Rhythmus des Schlages aus. Uke fällt nach rückwärts und rollt schulmäßig über die äußere (linke) Schulter ab (Abb. 170–173)..


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Katate-tori (ai-hanmi)

Abwehr:

Shiho-Nage

Prinzip:

Irimi

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Bilder 163-173


 

Yokomen-uchi – Shiho-Nage (Irimi)
(Schräger Schlag von vorne – Schwertwurf)

 

Der Verteidiger wird von Uke aus der Bewegung angegriffen und weicht dem schrägen Schlag im oberen Bereich (Jodan) durch eine schnelle Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) nach innen aus. Mit seiner stark eingesetzten vorderen Schwerthand (Tegatana) führt er den Angriffsarm dabei auf einer geneigten Kreisbahn nach unten vor das eigene -bewegte – Körperzentrum, wodurch Uke stark beschleunigt wird und sein Gleichgewicht verliert (Abb. 174-176).
Im Verlaufe dieses spiralförmigen Einganges hat Nage seine Körpermitte zentriert und den Schlagarm mit der zweiten Hand übernommen (Abb. 177). Bei dem nun folgenden geradlinigen Eingang durch Gleitschritt (Tsugi-ashi) auf dem vorderen Fuß mit anschließendem Übersetzschritt (Ayumi-ashi) wird Ukes Schlagarm auf einer vertikalen Kreisbahn nach oben geführt (Abb. 178-180).
Nage wendet sein Zentrum durch eine explosive Drehung auf der Stelle und führt den Abwurf in der bereits geschilderten Weise aus (Abb. 181 und 170-173).
Es ist sehr wichtig, dass eine runde und weiche Bewegung entsteht, deren Geschwindigkeit durch die Wucht des Angriffes bestimmt wird. Uke und Nage müssen von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Abwurf eine Einheit bilden.


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Yokomen-uchi

Abwehr:

S
hiho-Nage

Prinzip:

Irimi

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Bilder 174-181


 

Katate-tori – Kaiten-Nage (uchi) (Irimi)
(Griff einer Hand – Schleuderwurf/innen)

 

Uke überwindet die Distanz (Ma-ai) und erfasst Nages vordere Schwerthand (Tegatana) aus der Bewegung.
Unmittelbar nach erfolgtem Kontakt beugt der Verteidiger das linke Handgelenk, schiebt sein Körperzentrum etwas nach vorn und vollzieht eine schnelle Schrittdrehung (Tenkan-ashi) auf dem vorderen Fußballen nach außen. Dadurch wird der Angreifer geradlinig beschleunigt (Abb. 182–184).
Der Verteidiger dreht sich dann begrenzt auf der Stelle nach rechts, führt Uke auf eine Kreisbahn und »öffnet« ihn durch das Ausstellen des vorderen Fußes nach links (Abb. 185, 186).
Anschließend vollzieht Nage mit abgesenktem Körperzentrum eine Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki). Dabei taucht er – innen – unter dem Angriffsarm hindurch und führt im Zurückgehen mit der linken Schwerthand einen geraden Schlag aus, der Ukes Gleichgewicht extrem stört (Abb. 187–189).
Nage übernimmt den Angriffsarm vor der eigenen Mitte, hält Uke mit seiner rechten Schwerthand in gebeugter- labiler – Stellung und leitet den Wurf durch eine kurze Körperdrehung auf der Stelle mit anschließendem Übersetzschritt (Ayumi-ashi) nach vorn ein. Die freigesetzte Atemkraft (Kokyu) überträgt er durch seine linke Schwerthand auf Uke. Der entzieht sich dem drohenden Sturz durch eine Rolle vorwärts (Abb. 190–192).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido


Angriff:

Katate-tori

Abwehr:

Kaiten-Nage (uchi)

Prinzip
:
Irimi

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Bilder 182-192




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Katate-Ryote-tori – Irimi-Nage (Tenkan)
(Zwei Hände fassen ein Handgelenk – Eingangswurf)

 

Durch die Verbindung von zwei zentrierten Schrittdrehungen (Tenkan-ashi) und die Übertragung der dabei freigesetzten Atemkraft (Kokyu) auf den Angreifer, entsteht ein dynamischer Wurf, der das Prinzip des »Führens durch Ergänzung« besonders eindrucksvoll verdeutlicht.
Uke versucht, die vordere (rechte) Schwerthand (Tegatana) des Verteidigers aus der Bewegung mit beiden Händen zu erfassen (Abb. 193).
Kurz vor der Ausführung dieses starken Griffes verkürzt Nage die Distanz (Ma-ai) etwas, verlagert sein Zentrum in Richtung auf den vorderen (rechten) Fuß und vollzieht eine schwungvolle Schrittdrehung (Tenkan-ashi) nach außen. Dabei bringt er seine – gebogene rechte Schwerthand (Tegatana) vor die Körpermitte und führt Uke so auf eine Kreisbahn (Abb. 194–196).
Der Verteidiger lässt die bisher stark geführte Schwerthand plötzlich entspannt fallen und führt sie dann auf einer schrägen Kreisbahn nach oben. Dadurch wird Uke bei gestörtem Gleichgewicht um die Körperachse gedreht und Nage kann mit dem rechten Fuß in das Zentrum der folgenden Bewegung eintreten (Abb. 197–199).
Nage verlagert seine Mitte auf den neuen Drehpunkt, erfasst Uke mit der linken Hand am Nacken und führt eine weitere Schrittdrehung (Tenkan-ashi) nach außen durch. Die freigesetzte Atemkraft (Kokyu) fließt über beide Schwerthände (Tegatana) in Ukes Körperzentrum. Der Angreifer fällt auf einer schraubenförmigen Bahn nach unten und rollt über die linke Schulter ab (Abb. 200–203).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido


Angriff:

Katate-Ryote-tori

Abwehr:
Irimi-Nage

Prinzip:
Tenkan

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Bilder 193-203





 

Yokomen-uchi – Irimi-Nage (Irimi)
(Schräger Schlag von vorne – Eingangswurf)

 

Der Verteidiger weicht dem druckvollen schrägen Schlag im oberen Bereich (Jodan) durch eine schnelle Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) nach innen aus. Dabei führt er den Schlagarm mit der vorderen (linken) Schwerthand (Tegatana) auf einer schrägen Kreisbahn vor das eigene Körperzentrum (Abb. 204–207).
Durch diese spiralförmige Bewegung um einen gemeinsamen Drehpunkt wurde Ukes Gleichgewicht gestört (Kuzushi). Nage vollzieht nun einen kurzen Gleitschritt auf dem vorderen Fuß, übernimmt den Angriffsarm von unten mit seiner rechten Schwerthand (Tegatana) und schließt eine erneute Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) an. Dabei führt er den Schlagarm zunächst nach oben, ergreift Uke mit seiner freien linken Hand im Nacken und beschleunigt ihn auf einer Kreisbahn um das eigene Zentrum (Abb. 209–211).
Das entstandene »Vakuum« wird von Nage aufgefüllt, indem er sein Zentrum erst kurz auf der Stelle nach links wendet und dann mit einem Übersetzschritt (Ayumi-ashi) nach vorn wirft. Dabei führt er die rechte Schwerthand (Tegatana) in einer vertikalen Ebene und unterstützt den Abwurf durch verstärkten Zug mit der linken Hand am Nacken. Uke rollt über die äußere Schulter nach rückwärts ab (Abb. 212-214).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Yokomen-uchi

Abwehr:
Irimi-Nage

Prinzip:
Irimi

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Bilder 204-214




 

Ushiro-ryokata-tori – Aiki-Otoshi (Irimi)
(Griff beider Hände von hinten an die Schultern – Aushebewurf)

 

Nach Durchführung des vorgenannten Angriffes schiebt Uke den Verteidiger etwas vorwärts. Letzterer schwingt die Schwerthände (Tegatana) kreisförmig in den mittleren Bereich (Chudan) und weicht dem Druck durch einen Schritt mit dem linken Fuß aus (Abb. 215, 216).
Nun wendet Nage seinen Körper mit schräg gestellten Schultern durch eine dynamische Drehung ohne Raumgewinn, wodurch Ukes Gleichgewicht gestört wird (Abb. 217–220).
Am Schluss der zentrierten Drehung erfasst Nage den in Bewegung befindlichen Angreifer von hinten in den Kniekehlen, verlagert das Körperzentrum durch einen geradlinigen Ausfallschritt nach links und führt eine »schaufelnde« Bewegung mit beiden Händen parallel zum Boden aus (Abb. 221–223).
Dem geradlinig aus seiner Kreisbahn geführten Angreifer werden beide Beine unter dem Schwerpunkt »weggefegt«, so dass er frei auf die rechte Seite fällt (Abb. 224, 225).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Ushiro-ryokata-tori

Abwehr:
Aiki-Otoshi

Prinzip:
Irimi


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Bilder 215-225



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Shomen-uchi – Kaiten-Nage (soto) (Irimi)
(Gerader Schlag von vorne – Schleuderwurf/außen)

 

Der Verteidiger erwartet den dynamisch vorgetragenen Angriff in der Linksstellung (Hidari-Kamae) und verlässt die Wirkungslinie im »rechten Augenblick« durch einen begrenzten Gleitschritt (Tsugi-ashi) schräg nach vorn. Dadurch wird die Distanz (Ma-ai) verkürzt, so dass zunächst ein wirksamer Einsatz der vorderen Schwerthand (Tegatana) möglich ist (Abb. 226, 227).
Bei der anschließenden Schrittdrehung nach vorn (Irimi-ashi) übernimmt Nage den Schlagarm mit seiner rechten Schwerthand (Tegatana) und führt ihn in einer vertikalen Ebene schwungvoll nach unten (Abb. 228–231).
Der Verteidiger »wirft« sein abgesenktes Körperzentrum durch Zurücknahme des linken Fußes weiter nach hinten und kontrolliert den gebeugten Uke mit der linken Schwerthand (Tegatana) im Nacken (Abb. 232, 233).
Zur Ausführung des Abwurfes dreht Nage sein Zentrum zunächst etwas auf der Stelle nach links (Kuzushi), bevor er mit dem hinteren – rechten – Fuß einen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) vollzieht. Die dabei freigesetzte Atemkraft (Kokyu) wird über die rechte Schwerthand (Tegatana) auf Ukes Angriffsarm übertragen. Uke entzieht sich dem drohenden Sturz durch eine Rolle vorwärts (Abb. 234–236).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Shomen-uchi

Abwehr:
Kaiten-Nage (soto)

Prinzip:
Irimi


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Bilder 226-236

 

Ryote-tori – Koshi-Nage (Irimi)
(Griff beider Hände – Hüftwurf)

 

Zur Vermeidung von Folgeangriffen verkürzt Nage intuitiv die Distanz (Ma-ai) und führt sofort nach dem Erfassen beider Hände eine Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) aus. Dabei übernimmt er Uke am linken Handgelenk und beschleunigt ihn auf einer Kreisbahn um sein Körperzentrum (Abb. 237–241).
Nach Beendigung dieser Ausweichbewegung wendet Nage kurz auf der Stelle und schiebt seine rechte Hüfte durch Übersetzschritt (Ayumi-ashi) in Richtung auf Uke.
Die dabei freigesetzte Atemkraft (Kokyu) wird durch die zunehmende Streckung der rechten Schwerthand (Tegatana) bereits übertragen, so dass der Angreifer sein Gleichgewicht verliert (Abb. 242–244).
Nage senkt das Zentrum ab und legt seine rechte Hüfte unter dem Schwerpunkt (Hara) des Angreifers an. Er wirft Uke durch einen aus der bewegten Mitte geführten und direkt übertragenen »Hüftschlag« schräg nach oben. Da der Verteidiger den rechten Arm des Angreifers nicht festhält, kann letzterer eine Rolle vorwärts (Mae-Ukemi) vollziehen (Abb. 245–247). Bei fortgeschrittenen Aikidoka wird Uke jedoch so am linken Handgelenk fixiert, dass er frei auf die Seite fallen muss.


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Ryote-tori

Abwehr:
Koshi-Nage

Prinzip:
Irimi


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Bilder 237-247

 

Ushiro-katate-tori-kubi-shime - Koshi-Nage (Tenkan)
(Griff einer Hand und Würge von hinten – Hüftwurf)

 

Der Angreifer erfasst Nages vordere Schwerthand in gleichseitiger Stellung (ai-hanmi), bewegt sich um ihn herum und versucht, mit seinem rechten Arm einen Würgegriff auszuführen (Abb. 248-251).
Diese Angriffsbewegung übernimmt Nage durch die schraubenartige Streckung seiner linken Schwerthand (Tegatana) und eine zentrierte Körperdrehung auf der Stelle. Dabei senkt er seine Mitte und taucht unter Ukes linkem Angriffsarm hindurch; der angesetzte Würgegriff löst sich sofort (Abb. 252–254).
Wenn Nage den Boden mit seinem rechten Knie berührt hat, dreht er sich um diesen Punkt weiter nach links und verstärkt damit den Druck von unten gegen den Bauch (Hara) des Angreifers. Uke rollt nach vorn ab oder fällt - bei schwungvoller Ausführung der Technik – frei auf die Seite (Abb. 255–258).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Ushiro-katate-tori-kubi-shime

Abwehr:
Koshi-Nage

Prinzip:
Tenkan

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Bilder 248-258

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Katate-Ryote-tori – Kote-Gaeshi (Tenkan)
(Zwei Hände fassen ein Handgelenk – Handgelenkaußendrehwurf)

 

Unmittelbar nach der Ausführung des vorstehenden Angriffes verkürzt Nage die Distanz (Ma-ai) durch einen begrenzten Gleitschritt (Tsugi-ashi) mit dem vorderen Fuß, schiebt sein Zentrum in Richtung auf diesem Punkt und vollzieht eine ausweichende Schrittdrehung (Tenkan-ashi). Uke wird so kreisförmig nach vorn beschleunigt (Abb. 259–261).
Nun erfasst Nage die rechte Hand des Angreifers an der Daumenseite von oben, stellt sein vorderes Bein nach rechts aus und dreht den Angreifer etwas auf der Stelle (Abb. 262).
Nage setzt den linken Fuß durch Übersetzschritt unter die miteinander verbundenen Schwerthände und dreht sein Zentrum dann in geringem Abstand um diese Achse. Dabei hebelt er die rechte Schwerthand (Tegatana) mühelos aus der Umklammerung und setzt diese zusätzlich zur Ausführung des zwingenden Handgelenkdrehhebels ein (Abb. 263–265).
Der Angreifer wird durch eine begrenzte Körperdrehung auf der Stelle und die damit verbundene Verstärkung der Hebelwirkung nach rückwärts geworfen. Nage führt einen weiteren Übersetzschritt aus und bringt Uke in die Bauchlage. Dort kann er durch Verstärkung des Handgelenkdrehhebels sicher neutralisiert werden (Abb. 266–269).
Wird der Handgelenkdrehhebel sehr dynamisch ausgeführt, muss Uke über sein verhebeltes Handgelenk frei auf die Seite fallen, um eine Verletzung auszuschließen. Diese realistische Variante setzt eine sichere Beherrschung der Fallschule (Ukemi) voraus.


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:
Katate-Ryote-tori

Abwehr:
Kote-Gaeshi

Prinzip:
Tenkan

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Bilder 259-269

 

Shomen-tsuki – Kote-Gaeshi (Irimi)
(Gerader Stoß von vorne – Handgelenkaußendrehwurf)

 

Diese wirksame Technik ist besonders zur Abwehr von Stoßangriffen – mit Waffen – auf der Linie geeignet. Unbedingte Voraussetzung ist, dass Nage alle Elemente sicher beherrscht. Dies erfordert allerdings langjährige Übung.
Der Angreifer überwindet die Distanz (Ma-ai) durch einen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) und führt einen (Messer-)Stoß im mittleren Bereich (Chudan) aus. Nage erwartet diesen gefährlichen Angriff in natürlicher Stellung (Shizentai) und verlässt die Wirkungslinie erst dann durch eine blitzschnell ausgeführte Schrittdrehung (Tenkan-ashi), wenn »die Faust fliegt«. Dabei erfasst er diese von oben und lässt seine Atemkraft (Kokyu) zunächst in die Stoßrichtung fließen (Abb. 270–272).
Aus gesicherter Stellung führt Nage die Faust des beschleunigten Angreifers vor seine Körpermitte, übernimmt sie dort zusätzlich mit der freien rechten Hand und vollzieht eine begrenzte Körperdrehung nach links. Uke verliert sein Gleichgewicht (Abb. 273–274).
Nage tritt nun durch einen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) in die gestörte – geöffnete – Stellung ein und führt gleichzeitig den Handgelenkdrehhebel aus (Abb. 275, 276).
Der weitere Ablauf wurde vorstehend beim Angriff Katate-Ryote-tori bereits beschrieben (Abb. 277–280).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:
Shomen-tsuki

Abwehr:
Kote-Gaeshi

Prinzip:
Irimi

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Bilder 270-280

 

Ushiro-Ryote-tori – Koshi-Nage-hiji-garami (Irimi)
(Griff beider Hände von hinten – Armkreuzdreh-Hüftwurf)

 

Es ist eine Grundregel des Aikido, dass der Verteidiger immer die günstigste Position zum Angreifer bezieht. Er steht ihm also auch bei den schulmäßigen Angriffen von hinten zunächst frontal gegenüber.
Wenn Uke die vordere Schwerthand erfasst hat, zentriert Nage seine Mitte durch einen Gleitschritt (Tsugi-ashi) mit dem linken Fuß und schließt einen bogenförmigen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) an. Dabei schwingt er die gestreckten Schwerthände in den oberen Bereich (Jodan) und überträgt seine Atemkraft (Kokyu) auf Uke, der das Gleichgewicht verliert (Abb. 281-284). Während sich Uke um die Stabilisierung seiner Stellung bemüht, wechselt Nage die Bewegungsrichtung und taucht mit einem Übersetzschritt nach hinten (Ayumi-ashi) unter dem linken Angriffsarm hindurch nach hinten. Ukes Arme werden dabei vom Verteidiger erfasst und in Nähe der Handgelenke gekreuzt (Abb. 285-287).
Nage tritt sofort wieder mit einem Übersetzschritt (Ayumi-ashi) ein und legt die abgesenkte Hüfte unter Ukes Schwerpunkt (Hara) an (Abb. 288, 289).
Der Angreifer wird durch einen aus der Körpermitte geführten »Hüftschlag« sowie die verstärkte Führung der gekreuzten Arme geworfen und muss eine »Flugrolle« nach vorn ausführen (Abb. 290, 291).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Ushiro-Ryote-tori

Abwehr:
Koshi-Nage-hiji-garami

Prinzip:
Irimi

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Bilder 281-291

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Ushiro-Ryote-tori – Koshi-Nage-kote-hineri (Irimi)
(Griff beider Hände von hinten – Handdrehhebel-Hüftwurf)

 

Bei diesem Angriff von hinten bewegt sich Nage in der wiederholt beschriebenen Weise (Abb. 292–295).
Bevor Uke die zweite Hand erreicht, erfasst Nage seine linke Angriffshand in der für den Kote-hineri typischen Weise (siehe Abschnitt 6.1.3.2) und löst den Griff durch die Ausführung des Handdrehhebels (Abb. 296–297). Der Verteidiger verschiebt seine Körpermitte durch einen Ausfallschritt nach (rechts) vorn und überträgt die Atemkraft (Kokyu) auf Ukes linke Angriffshand, so dass dieser sein Gleichgewicht verliert (Abb. 298, 299).
In stabiler Stellung lässt Nage sein Zentrum nach unten fallen und vollzieht einen Hüftwurf (siehe dort!). Uke wird durch den gleichzeitig verstärkten Handdrehhebel zusätzlich geführt. Er rollt nach vorn ab (schulmäßige Form) oder fällt frei auf die Seite (Abb. 300–302).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Ushiro-Ryote-tori

Abwehr:
Koshi-Nage-kote-hineri

Prinzip:
Irimi

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Bilder 292-302

 

Ushiro-katate-tori-kubi-shime – Juji-Garami (Irimi)
(Griff einer Hand und Würge von hinten – Armkreuzdrehwurf)

 

Für den Angriff und die Ausweichbewegung gilt die zum »Ushiro-Ryote-tori – Koshi-Nage-hiji-garami (Irimi)« gegebene Erklärung, obwohl Uke in diesem Fall mit der zweiten Hand einen Würgegriff ausführen will. Auf die Wiederholung wurde daher verzichtet (Abb. 303–308).
Bei der in Abb. 309 dargestellten öffnenden Ausweichbewegung kreuzt Nage die Angriffsarme jedoch oberhalb der Ellenbogengelenke, so dass ein wirksamer Armkreuzhebel entsteht (Abb. 310).
Der Verteidiger führt dann einen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) aus und überträgt seine durch den genannten Hebel verstärkte Atemkraft (Kokyu) auf Uke. Dieser muss eine »Flugrolle« nach vorn ausführen (Abb. 311–313). Die Technik darf in der dargestellten Form nur von fortgeschrittenen Aikidoka geübt werden. Bei Abweichung von dieser Vorschrift muss Nage durch die »sanftere Führung« des Angreifers eine Rolle rückwärts (Ushiro-Ukemi) zulassen.


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Ushiro-katate-tori-kubi-shime

Abwehr:
Juji-Garami

Prinzip:
Irimi

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Bilder 303-313

 

Ryote-tori – Tenchi-Nage (Irimi)
(Griff beider Hände – Himmel- und Erdewurf)

 

Kurz nach dem Angriff verlässt Nage die Wirkungslinie durch eine Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) und beschleunigt Uke auf der dabei entstehenden Kreisbahn. Im Verlaufe dieser aufnehmenden Bewegung führt Nage seine rechte Schwerthand auf einer Spiralbahn nach unten und senkt dabei sein Zentrum (Hara) etwas ab (Abb. 314–317).
Der Verteidiger setzt seinen linken Fuß mit einer begrenzten Drehung des Zentrums schräg nach vorn und führt dabei mit beiden Schwerthänden eine gegenläufige – schneidende – Bewegung aus. Er lässt seine Atemkraft (Kokyu) durch die linke Schwerthand nach unten (Erde) und die rechte Schwerthand nach oben (Himmel) fließen, wodurch Ukes Gleichgewicht empfindlich gestört wird (Abb. 318, 319).
Nage tritt in die geöffnete Stellung ein und überträgt die durch das Ausatmen freiwerdende Energie auf die beiden Pole. Der Angreifer rollt nach vorn ab (Abb. 320, 321).
Nages Mitte befindet sich bei dieser Technik, wenn sie richtig ausgeführt wird, zwischen den beiden Polen (Himmel und Erde bzw. Geist und Körper), also in Harmonie, während Uke die Mitte durch Desorganisation seiner Ki (geistigen Kraft) verloren hat. Der Tenchi-Nage verdeutlicht folglich ein wesentliches Prinzip des Aikido.


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Ryote-tori

Abwehr:
Tenchi-Nage

Prinzip:
Irimi

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Bilder 314-321

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Katate-tori – Sumi-Otoshi (Irimi)
(Griff einer Hand – Eckenkippwurf)

 

Unmittelbar nach dem Erfassen der vorderen Schwerthand (Tegatana) vollzieht Nage auf dem vorderen Fuß eine Schrittdrehung (Tenkan-ashi) nach außen und beschleunigt den Angreifer auf einer Kreisbahn (Abb. 322-325).
Ohne Unterbrechung der Bewegung wendet der Verteidiger sein Zentrum auf der Stelle nach links, setzt den linken Fuß nach vorn, außen und führt die angegriffene Schwerthand auf die neue Wirkungslinie (Abb. 326–328).
Uke wird durch den Zug an der Angriffshand in seiner Bewegung abgestoppt und verliert das Gleichgewicht. Nun kann Nage die Drehung des Zentrums verstärken und einen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) ausführen. Dabei überträgt er seine Atemkraft (Kokyu) auf den Angreifer. Bei stärkeren Partnern wird die freie rechte Schwerthand unterstützend eingesetzt. Uke löst den Griff und rollt diagonal ab (Abb. 329–332).
Diese Technik hat eine gewisse Ähnlichkeit mit den nachfolgend beschriebenen Atemkraftwürfen, jedoch wird Ukes Gleichgewicht beim Sumi-Otoshi schräg nach vorn bzw. hinten gebrochen, so dass er diagonal »über die Ecke kippt«.


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Katate-tori

Abwehr:
Sumi-Otoshi

Prinzip:
Irimi


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Bilder 322-332

 

Katate-Ryote-tori - Kokyu-Nage (Irimi)
(Zwei Hände fassen ein Handgelenk – Atemkraftwurf)

 

Die Vorübung zum Erlernen des äußeren Einganges (Katate-tori Kokyu-ho) wurde in Abschnitt 5.3 ausführlich beschrieben. Die Beherrschung dieser Bewegung ist eine wesentliche Voraussetzung zur wirksamen Einleitung des Atemkraftwurfes.
Uke ergreift die vordere Schwerthand des Verteidigers mit beiden Händen. Dadurch wird die ausweichende Schrittdrehung (Tenkan-ashi) etwas erschwert, jedoch ist durch die stärkere Verbindung anschließend eine bessere Übertragung der Atemkraft (Kokyu) möglich (Abb. 333–336).
Der Verteidiger schiebt den rechten Fuß bei gleichzeitiger Zurücknahme seiner Mitte etwas nach vorn, so dass die rechte Schwerthand (Tegatana) den Angreifer weiter unter Spannung hält. Dabei atmet Nage ein und füllt seinen Körper gleichsam mit Atemkraft (Abb. 337).
Diese wird durch eine »peitschende« Bewegung der Körpermitte plötzlich nach vorn freigesetzt und über die rechte Schwerthand schockartig auf Uke übertragen. Dieser löst bei der schulmäßigen Form den Griff und kann die Energie dann durch eine Rolle vorwärts (Mae-Ukemi) in Bewegung umsetzen und weich abbremsen. Hält Uke die vordere Schwerthand des Verteidigers weiter fest, ergibt sich ein freier Fall seitwärts aus dem Überschlag (Abb. 338-340).


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Katate-Ryote-tori

Abwehr:
Kokyu-Nage

Prinzip:
Irimi

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Bilder 333-340

 

Ushiro-ryokata-tori – Kokyu-Nage (Irimi)
(Griff beider Hände von hinten an die Schultern – Atemkraftwurf)

 

Der an beiden Schultern erfasste Nage bringt sein Zentrum durch entspanntes Zurückschwingen beider Schwerthände (Tegatana) zunächst hinter den Ansatzpunkt der an seinen Schultern wirkenden Kraft und atmet dabei ein (Abb. 341-343).
Anschließend beschleunigt er den Angreifer durch einen Übersetzschritt (Ayumi-ashi) nach vorn. Die Bewegung des Zentrums (Hara) wird verlängert, weil Nage sein linkes Knie auf den Boden setzt (Abb. 344, 345). Diese gesamte Bewegung wird in der Endphase dadurch verstärkt, dass Nage seine beiden durch Atemkraft schraubenartig geführten Schwerthände (Tegatana) mit »rollenden Schultern« in die Bewegungsrichtung führt. Uke erhält dadurch einen zusätzlichen (überlagernden) Impuls und wird nach vorn katapultiert (Abb. 346–348).
Diese Technik misslingt sofort, wenn der Verteidiger seine Muskelkraft einsetzt oder die Atmung falsch steuert. Der Kokyu-Nage kann erst nach vieljährigem Training ausgeführt werden. Er wird dann sehr intensiv erlebt und vermittelt eine konkrete Vorstellung vom Wesen der Atemkraft.


Zu 6.1.2.3

Standtechniken des Aikido

Angriff:

Ushiro-ryokata-tori

Abwehr:
Kokyu-Nage

Prinzip:
Irimi

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Bilder 341-348

 

Hinweise zum Training:

 

Beim Training der im Bild- und Textteil behandelten Standtechniken (Nage-Waza) aus dem Prüfungsprogramm des 5. Kyu (Schülergrad) bis 1. Dan (Meistergrad) sollten die nachfolgenden Grundsätze und Schwerpunkte beachtet werden. Sie gelten auch für die in Abschnitt 6.1.3.3 vorgestellten Bodentechniken (Katame-Waza).
Im Aikido arbeitet man nicht gegen den Partner, sondern mit ihm! Alle Techniken müssen diesem fundamentalen Prinzip der Gewaltlosigkeit des Aikido entsprechen. Sich im und mit Aikido zu verteidigen, bedeutet immer, den Angreifer zur besseren Einsicht zu führen. Es versteht sich, dass die Abwehr dem natürlichen Fluss der Bewegungen folgen muss und den Partner nicht verletzen darf.
Unphysiologische Verteidigungstechniken stören nicht nur den harmonischen Ablauf der Bewegungen, sondern wecken auch Emotionen und Aggressionen, führen also zur Eskalation der Gewalt. Sie sind dem Ziel des Aikido – Neutralisation des Bösen – entgegengerichtet und verstoßen gegen die moralischen Prinzipien dieses Weges – Sieg der Liebe und der Menschlichkeit über Bösartigkeit und Gewalt.
Bei allen Techniken muss nicht nur die koordinierte Atemkraft (Kokyu), sondern auch der Wille auf den Angreifer bzw. in die Bewegungsrichtung gelenkt sein. Dabei sind die Haltung (Stellung) des Kopfes, der Blick und die Bewegung des Körpers von großer Bedeutung. Dadurch werden die geistige Energie (Ki) des Verteidigers wirksam und eine Konfliktlösung mit friedlichen Mitteln unterstützt.
Unentschlossenheit bei der Wahl der Prinzipien und Kompromissbereitschaft sind bei einem unmittelbar bevorstehenden Angriff in der Regel keine geeigneten Mittel zur Problemlösung, sondern Ausfluss der eigenen Unsicherheit und Schwäche. Sie ermuntern den Angreifer und fördern nicht selten dessen Bösartigkeit.
Die Atemkraft (Kokyu) muss aus der Körpermitte (Hara) in die Schwerthände (Tegatana) bzw. die angegriffene Körperstelle und von dort durch das Ziel fließen. Sie darf nicht auf Uke konzentriert bleiben. Die Atmung des Verteidigers muss dem natürlichen Ablauf der Angriffs- und Verteidigungstechniken angepasst sein.
Auch die notwendigen Phasen der Entspannung sollten von innerer Aufmerksamkeit begleitet werden, so dass der Verteidiger jederzeit in den Zustand der Spannung (Bewegung) überwechseln kann.
Alle Techniken sind im Unterricht auch mental zu trainieren, denn nur bei innerer Beteiligung kann der Aikidoka jene innere Stärke gewinnen, die im Ernstfall eine Grundvoraussetzung für intuitives und situationsgerechtes Handeln ist. Sicherheit und Reife lassen sich allerdings nur durch fleißiges und ausdauerndes körperliches Training erreichen. Man muss sich im Aikido für die praktikable Lösung entscheiden. Für theoretische Spekulationen und praxisferne Diskussionen bleibt kein Raum. Jeder Ausübende lernt durch die unmittelbare körperliche Erfahrung, dass verwickelte Bewegungsformen und Techniken das Zentrum binden, anstatt ihm die erforderliche Bewegungsfreiheit zu geben oder zu bewahren. Er kehrt so schnell zum »Einfachen« zurück, was in vielen Fällen auch mit einer Abkehr von der Selbstgefälligkeit verbunden ist.

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