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6.1.2 |
Nage-Waza (Standtechniken) |
Aikido ist ein in Körpersprache geschriebenes Lehrbuch moralischer Grundsätze und natürlicher Prinzipien zur Vervollkommnung der Menschen. Sicher studiert niemand ein Buch, um allein seine Fertigkeiten im Lesen zu steigern. |
6.1.2.1 |
Allgemeines |
Die meisten Menschen sind davon überzeugt, dass ihre Spezies unter den Lebewesen eine hervorragende und bevorzugte Stellung einnimmt. Es fehlt ihnen auch nicht an überzeugenden Argumenten, und oft wird der »edel aufragende Leib« als symbolhafter Beweis dafür angesehen, dass der ursprünglich mit dem Boden verbundene (= am Materiellen haftende) Mensch zu den über ihm vermuteten geistigen Sphären strebt. Auch die Tatsache, dass sich sein besonders ausgeprägtes und geschätztes Gehirn am obersten Punkt des Körpers befindet, scheint ein Indiz für diese Auffassung zu sein. |
6.1.2.2 |
Bezeichnung und Charakteristik der Standtechniken |
Im Aikido werden die in der nachfolgenden Übersicht bezeichneten und durch je ein Bild charakterisierten Standtechniken praktiziert. Der in Abschnitt 6.1 (letzter Absatz) angesprochene und von höher graduierten Meistern ausgeführte Aiki-Nage (Aiki-Wurf) gehört nicht zum Prüfungsprogramm. Auf eine Vorstellung wurde verzichtet, weil diese vollkommene Technik nicht durch Bilder oder Worte beschrieben werden kann. |
Zu 6.1.2.2
Bezeichnung und Charakteristik
der Standtechniken
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Bilder 151-162
6.1.2.3 |
Beschreibung repräsentativer Standtechniken – Hinweise zum Training |
Die in den Prüfungsordnungen der meisten Aikido-Fachverbände enthaltenen und nachfolgend exemplarisch behandelten Angriffsarten und Techniken wurden nach steigendem Schwierigkeitsgrad geordnet. Diese Abfolge sollte aus methodischen Gründen sowie im Interesse der Sicherheit des Ausübenden beachtet werden. |
Katate-tori (ai-hanmi) – Shiho-Nage (Irimi) |
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Da die Aikidoka mit dieser Form des Schwertwurfes das Studium der Standtechniken (Nage-Waza) beginnen, ist eine statische Ausgangsstellung zugelassen, bei der Uke die vordere Schwerthand (Tegatana) seines Partners am Handgelenk erfasst (Abb. 163). Nage verkürzt die Distanz (Ma-ai) durch einen Gleitschritt (Tsugi-ashi) schräg nach vorn, übernimmt den Angriffsarm mit beiden Händen und führt ihn auf der »eigenen Linie« an Ukes Körperzentrum vorbei (Abb. 164, 165). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Katate-tori (ai-hanmi)
Abwehr:
Shiho-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 163-173
Yokomen-uchi – Shiho-Nage (Irimi) |
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Der Verteidiger wird von Uke aus der Bewegung angegriffen und weicht dem schrägen Schlag im oberen Bereich (Jodan) durch eine schnelle Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) nach innen aus. Mit seiner stark eingesetzten vorderen Schwerthand (Tegatana) führt er den Angriffsarm dabei auf einer geneigten Kreisbahn nach unten vor das eigene -bewegte – Körperzentrum, wodurch Uke stark beschleunigt wird und sein Gleichgewicht verliert (Abb. 174-176). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Yokomen-uchi
Abwehr:
Shiho-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 174-181
Katate-tori – Kaiten-Nage (uchi) (Irimi) |
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Uke überwindet die Distanz (Ma-ai) und erfasst Nages vordere Schwerthand (Tegatana) aus der Bewegung. |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Katate-tori
Abwehr:
Kaiten-Nage (uchi)
Prinzip:
Irimi
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Bilder 182-192
Katate-Ryote-tori – Irimi-Nage (Tenkan) |
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Durch die Verbindung von zwei zentrierten Schrittdrehungen (Tenkan-ashi) und die Übertragung der dabei freigesetzten Atemkraft (Kokyu) auf den Angreifer, entsteht ein dynamischer Wurf, der das Prinzip des »Führens durch Ergänzung« besonders eindrucksvoll verdeutlicht. |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Katate-Ryote-tori
Abwehr:
Irimi-Nage
Prinzip:
Tenkan
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Bilder 193-203
Yokomen-uchi – Irimi-Nage (Irimi) |
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Der Verteidiger weicht dem druckvollen schrägen Schlag im oberen Bereich (Jodan) durch eine schnelle Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) nach innen aus. Dabei führt er den Schlagarm mit der vorderen (linken) Schwerthand (Tegatana) auf einer schrägen Kreisbahn vor das eigene Körperzentrum (Abb. 204–207). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Yokomen-uchi
Abwehr:
Irimi-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 204-214
Ushiro-ryokata-tori – Aiki-Otoshi (Irimi) |
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Nach Durchführung des vorgenannten Angriffes schiebt Uke den Verteidiger etwas vorwärts. Letzterer schwingt die Schwerthände (Tegatana) kreisförmig in den mittleren Bereich (Chudan) und weicht dem Druck durch einen Schritt mit dem linken Fuß aus (Abb. 215, 216). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Ushiro-ryokata-tori
Abwehr:
Aiki-Otoshi
Prinzip:
Irimi
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Bilder 215-225
Shomen-uchi – Kaiten-Nage (soto) (Irimi) |
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Der Verteidiger erwartet den dynamisch vorgetragenen Angriff in der Linksstellung (Hidari-Kamae) und verlässt die Wirkungslinie im »rechten Augenblick« durch einen begrenzten Gleitschritt (Tsugi-ashi) schräg nach vorn. Dadurch wird die Distanz (Ma-ai) verkürzt, so dass zunächst ein wirksamer Einsatz der vorderen Schwerthand (Tegatana) möglich ist (Abb. 226, 227). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Shomen-uchi
Abwehr:
Kaiten-Nage (soto)
Prinzip:
Irimi
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Bilder 226-236
Ryote-tori – Koshi-Nage (Irimi) |
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Zur Vermeidung von Folgeangriffen verkürzt Nage intuitiv die Distanz (Ma-ai) und führt sofort nach dem Erfassen beider Hände eine Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) aus. Dabei übernimmt er Uke am linken Handgelenk und beschleunigt ihn auf einer Kreisbahn um sein Körperzentrum (Abb. 237–241). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Ryote-tori
Abwehr:
Koshi-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 237-247
Ushiro-katate-tori-kubi-shime - Koshi-Nage (Tenkan) |
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Der Angreifer erfasst Nages vordere Schwerthand in gleichseitiger Stellung (ai-hanmi), bewegt sich um ihn herum und versucht, mit seinem rechten Arm einen Würgegriff auszuführen (Abb. 248-251). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Ushiro-katate-tori-kubi-shime
Abwehr:
Koshi-Nage
Prinzip:
Tenkan
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Bilder 248-258
Katate-Ryote-tori – Kote-Gaeshi (Tenkan) |
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Unmittelbar nach der Ausführung des vorstehenden Angriffes verkürzt Nage die Distanz (Ma-ai) durch einen begrenzten Gleitschritt (Tsugi-ashi) mit dem vorderen Fuß, schiebt sein Zentrum in Richtung auf diesem Punkt und vollzieht eine ausweichende Schrittdrehung (Tenkan-ashi). Uke wird so kreisförmig nach vorn beschleunigt (Abb. 259–261). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Katate-Ryote-tori
Abwehr:
Kote-Gaeshi
Prinzip:
Tenkan
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Bilder 259-269
Shomen-tsuki – Kote-Gaeshi (Irimi) |
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Diese wirksame Technik ist besonders zur Abwehr von Stoßangriffen – mit Waffen – auf der Linie geeignet. Unbedingte Voraussetzung ist, dass Nage alle Elemente sicher beherrscht. Dies erfordert allerdings langjährige Übung. |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Shomen-tsuki
Abwehr:
Kote-Gaeshi
Prinzip:
Irimi
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Bilder 270-280
Ushiro-Ryote-tori – Koshi-Nage-hiji-garami (Irimi) |
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Es ist eine Grundregel des Aikido, dass der Verteidiger immer die günstigste Position zum Angreifer bezieht. Er steht ihm also auch bei den schulmäßigen Angriffen von hinten zunächst frontal gegenüber. |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Ushiro-Ryote-tori
Abwehr:
Koshi-Nage-hiji-garami
Prinzip:
Irimi
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Bilder 281-291
Ushiro-Ryote-tori – Koshi-Nage-kote-hineri (Irimi) |
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Bei diesem Angriff von hinten bewegt sich Nage in der wiederholt beschriebenen Weise (Abb. 292–295). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Ushiro-Ryote-tori
Abwehr:
Koshi-Nage-kote-hineri
Prinzip:
Irimi
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Bilder 292-302
Ushiro-katate-tori-kubi-shime – Juji-Garami (Irimi) |
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Für den Angriff und die Ausweichbewegung gilt die zum »Ushiro-Ryote-tori – Koshi-Nage-hiji-garami (Irimi)« gegebene Erklärung, obwohl Uke in diesem Fall mit der zweiten Hand einen Würgegriff ausführen will. Auf die Wiederholung wurde daher verzichtet (Abb. 303–308). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Ushiro-katate-tori-kubi-shime
Abwehr:
Juji-Garami
Prinzip:
Irimi
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Bilder 303-313
Ryote-tori – Tenchi-Nage (Irimi) |
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Kurz nach dem Angriff verlässt Nage die Wirkungslinie durch eine Doppelschrittdrehung (Tai-sabaki) und beschleunigt Uke auf der dabei entstehenden Kreisbahn. Im Verlaufe dieser aufnehmenden Bewegung führt Nage seine rechte Schwerthand auf einer Spiralbahn nach unten und senkt dabei sein Zentrum (Hara) etwas ab (Abb. 314–317). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Ryote-tori
Abwehr:
Tenchi-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 314-321
Katate-tori – Sumi-Otoshi (Irimi) |
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Unmittelbar nach dem Erfassen der vorderen Schwerthand (Tegatana) vollzieht Nage auf dem vorderen Fuß eine Schrittdrehung (Tenkan-ashi) nach außen und beschleunigt den Angreifer auf einer Kreisbahn (Abb. 322-325). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Katate-tori
Abwehr:
Sumi-Otoshi
Prinzip:
Irimi
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Bilder 322-332
Katate-Ryote-tori - Kokyu-Nage (Irimi) |
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Die Vorübung zum Erlernen des äußeren Einganges (Katate-tori Kokyu-ho) wurde in Abschnitt 5.3 ausführlich beschrieben. Die Beherrschung dieser Bewegung ist eine wesentliche Voraussetzung zur wirksamen Einleitung des Atemkraftwurfes. |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Katate-Ryote-tori
Abwehr:
Kokyu-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 333-340
Ushiro-ryokata-tori – Kokyu-Nage (Irimi) |
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Der an beiden Schultern erfasste Nage bringt sein Zentrum durch entspanntes Zurückschwingen beider Schwerthände (Tegatana) zunächst hinter den Ansatzpunkt der an seinen Schultern wirkenden Kraft und atmet dabei ein (Abb. 341-343). |
Zu 6.1.2.3
Standtechniken des Aikido
Angriff:
Ushiro-ryokata-tori
Abwehr:
Kokyu-Nage
Prinzip:
Irimi
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Bilder 341-348
Hinweise zum Training: |
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Beim Training der im Bild- und Textteil behandelten Standtechniken (Nage-Waza) aus dem Prüfungsprogramm des 5. Kyu (Schülergrad) bis 1. Dan (Meistergrad) sollten die nachfolgenden Grundsätze und Schwerpunkte beachtet werden. Sie gelten auch für die in Abschnitt 6.1.3.3 vorgestellten Bodentechniken (Katame-Waza). |
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